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Autorenbildjenniferkummli

Das zusammengesetzte Bild der Pflege

Aktualisiert: 14. Feb.

Das Bild der Pflege hat sich seit der Covid-19 Pandemie verändert.

Was hat sich verändert, wo stehen wir heute?

Wie sieht das gesellschaftliche Bild, aber auch das Bild der Pflege selbst aus?

Welche Lösungen gibt es dranzubleiben?

Das erfährst du in diesem Blogbeitrag.


Ein Junge der eine Pflegefachperson Superheldin Spielfigur hoch hält

Die mediale Berichterstattung schwankte während der Covid-19 Pandemie zwischen Missstandsbeschreibung und Heldentum (Maier et al. 2023).

Die Wahrheit liegt wohl irgendwo mittendrin.


In der TV-Serie "New Amsterdam" wird im Vergleich zu anderen Serien das Gesundheitswesen realitätsnah(er) dargestellt. Wenn auch da der Fokus auf Ärzt:innen gelegt wurde und es mehr oder weniger nur einen Pflegefachmann in der Serie gibt. In der 3. Staffel ist es ihnen gelungen die Herausforderungen während der Coronahochzeit eindrücklich und realtätsnah darzustellen.



Die Dankbarkeit der Gesellschaft sowie die Wahrnehmung des Berufes der Pflege sind unbestreitbar stärker geworden. Aber auch die Herausforderungen sind grösser. Fachkräftemangel. Müde Pflegefachpersonen. Pflexit.


Der Spitalpflegereport 2023 gibt an, dass die Arbeitsbelastung der Pflegefachpersonen im Vergleich zum letzten Jahr zu nahm, insbesondere aufgrund von Personalwechseln in der Abteilung sowie Umstrukturierungen.


Die Politik ist teilweise aufgewacht, aber auch teilweise unberührt und sieht die Pflege weiterhin als ungemütlichen Kostenfaktor- und treiber, den niemand so richtig angehen will.


Die Pflegeinitiative wurde in der Schweiz deutlich angenommen. Die Covid-19 Pandemie war dafür förderlich, auch wenn wir gerne darauf verzichtet hätten.

Die Erwartungen dass durch die Annahme der Initiative Veränderungen resultieren, sind bei Pflegefachpersonen hoch. Insbesondere betreffend Arbeitsbedingungen und Lohn (Spitalpflegereport, 2023).

Doch in der Umsetzung der Pflegeinitiative werden nun Vorschläge unterbreitet, die respektlos sind und sehr gering mit dem Ursprungsgedanken der Pflegeinitaive zu tun haben. Siehe dazu die Medienmitteilung vom SBK .


Vertrauen und Beliebtheit des Pflegeberufs

Das Vertrauen in die Pflege ist unheimlich gross.

Die Pflege erreicht Rang 2 der vertrauensvollsten Berufe, gleich nach der Feuerwehr und vor dem ärztlichen Personal (moneyland.ch, 2022).


Auch bei den Top 100 Jobs 2023 steht das Berufsbild der Nurse Practitioner auf Rang 2.

Die Top 100 Jobs wurden aufgrund folgender Kriterien bewertet:

Lohn, Arbeitslosigkeitsrate, Entwicklungsmöglichkeiten, Zukunftsperspektive, Stress Level und Work-Live Balance (The 100 Best Jobs for 2023 | The Muse).

Das Berufsbild der Nurse Practitioner (mehr dazu in unserem Blogbeitrag "Im Rahmen der tausend Rollen einer Pflegeexpert:in" hat sich im DACH Bereich noch nicht so etabliert, wie in den USA. Trotzdem ist es erfreulich, dass es immer mehr Pflegeexpert:innen in Hausärztepraxen gibt, oder welche, die eigene Sprechstunden in einem Krankenhaussetting anbieten. Das Potenzial ist da und noch riesig.


Nun zurück. Wir sind uns einig, die Dankbarkeit und Beliebtheit ist stärker geworden.

Doch bedeutet das auch, dass mehr Menschen diesen Beruf wählen?


Veränderung der Ausbildungszahlen

Die Ausbildungszahlen sind an den HF Studiengängen im ersten Halbjahr 2023 um 15.5% gesunken und an den FH Studiengängen um 25% (NZZ, 2023).

Doch wenn man mehrere Jahre miteinander vergleicht ist die Entwicklung nicht ganz so dramatisch:

Grafik der Ausbildungszahlen dipl. Pflegefachpersonen in der Schweiz
Grafik der Ausbildungszahlen dipl. Pflegefachpersonen Bsc in der Schweiz

Doch viel zentraler scheint mir die Zahlen der verbleibenden Pflegefachpersonen. Die Ausstiegsquote der diplomierten Pflegefachpersonen liegt bei 42%. Und sie steigen früh aus. Viele bevor sie 35. Jahre alt werden (Lobsiger & Liechti, 2021; Pflegenotstand_210319.pdf (unibas.ch))

Was können Organisationen dagegen tun?


Einflussfaktoren auf den Verbleib im Beruf

Für den Verbleib im Beruf wurden unter anderem folgende Einflussfaktoren erwähnt (Spitalpflegereport 2023):

  • Hohe Arbeitszufriedenheit

  • Zufriedenheit mit der Bezahlung

  • Hohe Ausschöpfung des digitalen Potenzials

  • Hohes Innovationsniveau auf Abteilungsebene

  • Kooperative Teamkultur


Es gibt also einige Hebel, an denen gearbeitet werden kann, auch wenn diese nicht mit einem Früchtekorb und CHF 50 Rekachecks erledigt sind.


Bild der Pflege; Wenn die Pflege in den Spiegel schaut

Innerhalb der Pflege wird der Beruf zwar als wichtig und sinnstiftend wahrgenommen, jedoch überschattet durch die hohe Arbeitsbelastung und Stress, Fachkräftemangel und fehlende Wertschätzung. In einer Schweizer Studie zeigte sich, dass das Selbstimage von Pflegefachpersonen gut ist. Sie denken aber von sich, wenig Macht zu besitzen und nicht sehr unabhängig zu arbeiten.

Von den verschiedenen Settings her, wiesen die Spitex-Mitarbeitenden das positivste Selbstimage aus (Abgottspon, Brunner-Pfaffen & Eissler, 2023).


Innerhalb der Pflege zeigt sich weiter eine grundsätzlich grosse Wertschätzung für andere Pflegefachpersonen, die in anderen Settings (Spital, Spitex oder Altersheim) tätig sind. Jedoch werden Pflegefachpersonen, die in den Langzeitbereich wechseln, häufig von der eigenen Berufsgruppe belächelt.

Dasselbe gilt für die Akademisierung der Pflege, welches von den eigenen Reihen, aber auch von anderen Berufsgruppen und der Gesellschaft noch teils belächelt wird (Maier et al., 2023).


Persönlich nehme ich letzteres nicht so wahr. Solche Aussagen habe ich in meinem Umfeld aber auch schon gehört. "Was, das kann man studieren!?" ist meist die erste Reaktion. Ja kann man und ich würde es immer wieder tun.


Auch 2024 muss noch viel aufgeklärt werden

Das ist unter anderem unsere Aufgabe in der Pflege.


Nicht gemeint ist, dass wir stillschweigend sein sollen und nicht über Unstimmigkeiten im Beruf sprechen dürfen. Doch das Positive darf gerne mehr hervorgehoben werden. Über Purpose (Sinnstiftung, Zweck) muss im Berufsfeld der Pflege nie diskutiert werden. Und Purpose ist doch gerade heute ein wichtigster Werte für einen Job.


Ein positives Selbstimage der Pflege ist Voraussetzung für ein gutes öffentliches Image. Und ein gutes öffentliches Image bedeutet, es werden sich mehr für eine Ausbildung im Pflegebereich entscheiden und Berufsausübende langfristig im Beruf verweilen (Julier et al., 2022).


Doch wie gelingt es das Selbstimage zu verbessern?


Das Selbstimage hängt vermutlich mit dem gesellschaftlichen Image zusammen. Chat GPT hat einige Ideen, wie das Selbsstimage der Pflege verbessert werden kann:


  1. Anerkennung und Wertschätzung: Es ist wichtig, dass die Gesellschaft die Arbeit der Pflegekräfte anerkennt und wertschätzt. Dies könnte durch öffentliche Kampagnen, Medienberichte oder Veranstaltungen geschehen, die auf die Bedeutung der Pflege für die Gesundheitsversorgung hinweisen.

  2. Berufsverband und Netzwerke: Pflegekräfte könnten sich stärker organisieren und durch Berufsverbände und Netzwerke ihre Stimme erheben. Diese Organisationen könnten dazu beitragen, die Anliegen der Pflegekräfte zu kommunizieren, die beruflichen Standards zu fördern und die Öffentlichkeit über die Herausforderungen und Erfolge des Berufs zu informieren.

  3. Fort- und Weiterbildung: Ein kontinuierlicher Fokus auf Fort- und Weiterbildung kann dazu beitragen, dass Pflegekräfte sich weiterentwickeln und ihre Fähigkeiten ausbauen. Dies kann nicht nur die Qualität der Pflege verbessern, sondern auch das Ansehen des Berufsstandes steigern.

  4. Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärung: Pflegeeinrichtungen könnten mehr in die Öffentlichkeitsarbeit investieren, um das Verständnis für die Arbeit der Pflegekräfte zu fördern. Dies könnte beispielsweise durch informative Veranstaltungen, Rundgänge in Einrichtungen, und informative Materialien geschehen.

  5. Technologische Innovation: Die Integration von Technologien in die Pflegepraxis könnte dazu beitragen, den Beruf moderner und attraktiver zu gestalten. Die Nutzung von innovativen Lösungen kann nicht nur die Effizienz steigern, sondern auch das Ansehen der Pflege als fortschrittliche Branche stärken.

  6. Bessere Arbeitsbedingungen: Verbesserungen der Arbeitsbedingungen, wie angemessene Bezahlung, ausreichende Personalbesetzung, und Unterstützung für das psychische Wohlbefinden der Pflegekräfte, können dazu beitragen, dass der Beruf attraktiver wird und mehr Respekt erfährt.

  7. Positive Geschichten teilen: Es könnte hilfreich sein, positive Geschichten aus dem Pflegebereich zu teilen. Dies könnte in Form von Berichten, Artikeln oder sozialen Medien geschehen, um inspirierende Beispiele und Erfolge hervorzuheben.


An vielem wird heute bereits intensiv gearbeitet. Gerade für die Rekrutierung von neuen Mitarbeitenden. Punkt zwei und sieben finde ich zentral, denn jede Pflegeperson hat hier eigens die Kontrolle darüber.

Wir können uns engagieren und über unsere Arbeit sprechen.

Natürlich möchte nicht jede:r ins Rampenlicht.

Ich bewundere Pflegefachpersonen, die sich aktiv nicht nur berufspolitisch sondern wirklich politisch einsetzen. Patrick Hässig ist dafür ein wunderbares Beispiel. Vom Radiomoderator zum Pflegefachmann und nun dazu noch Nationalratsmitglied.

Ich bin stolz, habe ich in meiner Zeit im Vorstand vom SBK ZH/GL/SH darauf gepusht, dass wir Patrick mit ins Boot holen.


Weiter sehe ich es als zentral, dass Pflegefachpersonen sich berufspolitisch engagieren. Und sei es nur mit einer Mitgliedschaft im Berufsverband. Lasst uns den Verband unterstützen, der das für uns tut und damit beiträgt, dass die Pflege einen Platz am Tisch hat und die Stimme der Pflege sein kann.


Bleib dran

Jennifer



KI erzeugtes Bild über einen Pflegefachmann im Rampenlicht
DALL E's Antwort auf Nurse on podium in Spotlight

Quellen ohne Direktlink im Text:

Julier-Abgottspon, E., Brunner-Pfaffen,. S & Eissler, C. (2022). Selbstimage und öffentliches Image des Pflegeberufs: eine quantitative und qualitative Querschnittsstudie. Präv Gesundheitsf: 1–7. https://doi.org/10.1007/ s11553-021-00930-0


Lobsiger, M. & Liechti, D. (2021). Berufsaustritte und Bestand von Gesundheitspersonal in der Schweiz. Eine Analyse auf Basis der Strukturerhebungen 2016–2018 (Obsan Bericht 01/2021). Neuchâtel: Schweizerisches Gesundheitsobservatorium.


Maier, C.B., Ludwig, M., Köppen, J., Kleine, J., Busse, R. (2023). Das „Image“ der Pflege: das Ansehen des Pflegeberufs in der Öffentlichkeit und bei Pflegefachpersonen. In: Klauber, J., Wasem, J., Beivers, A., Mostert, C. (eds) Krankenhaus-Report 2023. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-66881-8_4



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